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Lackieren von Plastikteilen

Erstellt am/von: 25.10.2016 / „onkel_henry“

Eine anständige Lackierung ist nicht nur das Ergebnis aufeinander abgestimmter Materialien, sondern auch einer mehrjährigen Ausbildung und Erfahrung. Wir können also nur erläutern, wie es geht, aber das ergibt immer noch keine Garantie für ein anständiges Ergebnis. Denn um alle Eventualitäten hier abdecken zu können, müsste man Bände schreiben…

Alles nachfolgend Geschriebene ist aber nur blanke Theorie und führt bei den meisten Anfängern, wenn überhaupt, nur zufällig zu akzeptablen Ergebnissen.

Es gibt tausende Möglichkeiten Fehler zu machen. Das beginnt beim Verschleifen von Konturen wie Sicken oder Rundungen oder Einschleifen von Dellen, über falsche Materialwahl, fehlerhafte Pistolenführung beim Spritzen, Unterlassen des Entfettens bei längeren Arbeitspausen, schleifen und lackieren im selben Raum, bis hin zur Lackfehlerbeseitigung am fertig lackierten Objekt und da sind längst noch nicht alle genannt.

Daher kann der gut gemeinte Rat nur lauten: „Vertraue dich einem Experten mit entsprechender Ausrüstung an, wenn es etwas Gescheites werden soll!“.

Für diejenigen die es dennoch versuchen wollen, wird empfohlen, sich mit mehreren Übungsteilen unterschiedlicher Oberflächen auszurüsten und erst einmal ein paar Probedurchläufe zu machen und die Ergebnisse zu vergleichen und nicht gleich auf das zu lackierende Teil loszugehen.

Alle Schritte werden nachfolgend ausführlich erklärt. Grundsätzlich ist aber immer folgende Reihenfolge einzuhalten:

  1. Oberfläche anschleifen (dort wo der Lack später halten soll)
  2. „Primer“ aufsprühen
  3. „Füller“ aufsprühen
  4. Oberfläche erneut anschleifen
  5. Basislack (Farblack) aufsprühen
  6. Klarlack aufsprühen

Für das erste Anschleifen ist wichtig zu wissen, welche Oberfläche man hat und wie groß der eigene Qualitätsanspruch ist.

Bei rauen Oberflächen nimmt man zuerst eine grobe Körnung, damit die Oberfläche erst einmal egalisiert („gleichgemacht“) wird. Wenn das halbwegs erreicht ist, erhöht man die Körnung in mehreren Schritten und da sind die Ansprüche des Einzelnen gefragt. Viele lassen es schon bei einer 200er oder 400er bewenden, weil ja noch ein Füller gespritzt wird. Andere gehen hier schon bis 800 oder sogar über 1000, um die Oberfläche besser begutachten zu können und mögliche Schleiffehler besser zu erkennen.

Ob man mit der Hand schleift oder mit einer Maschine, bleibt natürlich jedem selbst überlassen, aber solange man noch kein Gefühl für das Material hat, kann man nur das Schleifen per Hand empfehlen.

Den Primer lässt man sich von einem Fachbetrieb empfehlen, denn der muss auf den Kunststoff und auf die weiteren verwendeten Materialien abgestimmt werden. Dazu legt man dem Lackierer am besten die Teile auf den Tresen, damit der nach den Kennzeichnungen sehen kann.

Der Primer wird ähnlich wie Lack kreuzweise in dünnen Schichten gespritzt und anschließend nicht geschliffen.

Danach wird der Füller aufgespritzt. Je besser die Oberfläche vorbereitet war, umso weniger Füller benötigt man.

Dieser hat nicht nur die Funktion, kleinere Unebenheiten wie Schleifriefen aufzufüllen, sondern wird oft auch in einer bestimmten Farbe benötigt, damit der anschließend aufgetragene Basislack seine volle Farbbrillianz überhaupt erst entwickeln kann. Darum ist der Füller in Farbe und Konsistenz auf den Basislack abzustimmen.

Der aufgespritzte Füller erzeugt wieder eine mehr oder weniger raue Oberfläche, die wieder zu schleifen ist. Hier beginnt man je nach Oberflächengüte mit 200er oder 400er und geht mindestens bis 1000 runter.

Dabei ist darauf zu achten, dass der Füller immer noch überall deckend auf der zu lackierenden Fläche liegt und nicht einzelne Stellen durchgeschliffen sind. Sollte Letzteres der Fall sein, sind diese Stellen mit Primer nachzubehandeln und das ganze Teil erneut mit einer Schicht Füller zu überziehen und wieder zu schleifen.

Hat man dann eine homogene Schicht Füller auf der gesamten zu lackierenden Fläche, kann der Basislack aufgetragen werden.

Der Basislack (Farblack) wird in ganz dünnen Schichten, kreuzweise auf die vorbereitete Fläche aufgenebelt bis dass diese vollständig deckend mit Farbe bedeckt ist. Das Ganze ohne dass der Lack eine Schichtdicke erreicht die „Läufer“ produziert.

Die meisten heute gebräuchlichen Lacksysteme sollen nass in nass lackiert werden. Das bedeutet, dass vor dem vollständigen Trocknen des Basislacks der Klarlack aufgetragen werden soll. Das ist dann die hohe Kunst des Lackierens, denn die Schichtdicke des Klarlacks kann man nur erahnen und nicht wirklich sehen. Wenn man sie sehen kann, „läuft“ er einem schon davon…

Theoretisch können auch die heutigen wasserlöslichen Lacke an der Luft trocknen, aber wirklich empfehlen kann man das nicht. Solange der Lack feucht ist, setzen sich Staubpartikel aus der Luft darauf, die dann nach dem Aushärten aufwändig entfernt werden müssen. Es ist also grundsätzlich für eine zwar gut belüftete, aber möglichst staubfreie Umgebung zu sorgen, was wohl nur mit Filterkabinen wirklich zu realisieren ist. Für Kleinteile kann man sich solche Kabinen auch selbst herstellen.

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  • von go4it