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Fehlerhafte RAM-Chips auswechseln

In dieser Anleitung beschreibe ich Schritt-für-Schritt wie man die RAM-Chips eines Navigationssystems FX, NX oder MCA aus- und wieder einlötet.

Ich zeige hier wie man es richtig macht! Der Hintergrund: Inzwischen biete viele im Internet Navigations-Reparturen an. Den Ansteig konnte ich deutlich auf den Zeitpunkt nach meinen Veröffentlichungen zu dieser Reparatur erkennen, vorher waren es nur einige wenige. Das ist gut, aber leider stelle ich auch fest das hier viel gemurkst wird.

Daher habe ich mich entschlossen mal einen Weg aufzuzeigen, der ohne teure Spezialgeräte auskommt. In der Hoffnung das die, die damit Geld verdienen es fortan wenigstens richtig machen und der Kunde auch einen Gegenwert bekommt, vor allem aber ein funktionierendes Radio was auch den nächsten Winter übersteht.

Dennoch rate ich jedem davon ab, sich an so eine Reparatur zu machen wenn er zum ersten Mal in seinem Leben solch filegrane Bauteile lötet! Man kann hier ganz schnell einen irreparablen Schaden verursachen (siehe Wie man es NICHT machen sollte).

Und selbstverständlich werden IMMER BEIDE RAM-Chips ausgewechselt, alles andere ist Murks!

Eine Heißtluft SMD-Rework Station

Einen Lötkolben mit einer feinen, abgeflachten Spitze

Flußmittel

Entlötlitze

Feines Lötzinn (0.5 mm)

Alkoholgetränkte, fusselfreie Reinigungstücher

Isopropanol-Alcohol und einen Borstenpinsel

Lupenlampe (2-3fache Vergrößerung)

Feine antistatische Pinzette und einen Bauteilheber

Mikroskop um die Lötstellen zu begutachten und Lötbrücken zu erkennen

oder

Entlöten von ICs treibt den meisten Elektronikern Schweißperlen auf die Stirn oder diese schreien gleich nach Entlötkolben die mit Hitze das Lot schmelzen und mit Vakuum absaugen. Das alles braucht es nicht, mit einem kleinen Trick geht das ganz einfach, der „Fädelschlinge“. Die Idee dahinter ist das Lot einer Seite des Chips durch erhitzen mit der Heißluft-Lötstation zum schmelzen zu bringen und dann hochzuziehen, sodass das anschließend erkaltende Lot die IC-Beinchen nicht mehr umschließt. Und das geht so:

Hierzu nimmt man einfach von einer abisolierten Leitung einen der feinen Kupferdrähte. Das Stück sollte etwa 20 cm lang sein und halbwegs gerade/knickfrei:

Nun schiebt man den Draht von einer Seite her unter den Beinchen hindurch:

Links und rechts sollte ein ungefähr gleich langes Stück herausschauen:

Die beiden Enden hält man dann mit einer Hand zu einem Dreieck geformt fest und hat die erste Schlinge fertig:

Nun führt man die Heißluft (350° C) in einem Abstand von 2-3 cm über die Beinchen hin und her um das Lot gleichmäßig an allen Stellen zum schmilzen zu bringen:

Das dauert einige Zeit und das geübte Auge erkennt am Glanz des Lotes wann der Moment kommt das sich selbiges verflüssigt. Nun zieht man leicht am oberen Ende der Schlinge. Dabei reicht das Eigengewicht der Platine völlig aus um den gewünschten Effekt zu erziehlen. Auch hier gilt „In der Ruhe leigt die Kraft“, nichts erzwingen, die Seite löst sich irgendwann von ganz allein. Oft nicht gleichmäßig an allen Stellen sondern erst auf einer Seite, dann knackt es leicht. Am Ende kann man den Chip um einige Millimeter von der Platine hochheben:

Nun die Hitze wegnehmen, kurz warten das das darunterliegende Lot erkaltet und den Chip wieder absenken. Die Schlinge in ihrer Position belassen.

Nun die andere Seite des Chips erwärmen. Das geht in der Regel um einiges schneller, da die Pins bereits erwärmt wurden:

Sobald das Lot flüssig ist, wieder an der Schlinge leicht hochziehen bis alle Beinchen frei sind. Dann kann man den Chip einfach „umklappen“ und entfernen:

:!: Dieser Schritt ist heikel und erfordert etwas Übung, aber auf jeden Fall viel Gefühl. Es besteht sonst die Gefahr das sich Lötpads/Bahnen von der Platine lösen!

Um einen neuen Chip auflöten zu können müssen die Pads frei von Lötzinn und sauber sein (wer nicht versteht warum, der sollte erstmal einen Grundkurs in Löten machen!). Hierzu etwas Flußmittel auf die noch warmen Lötstellen geben:

Nun die Entlötlitze an einer Seiteauflegen und mit dem Lötkolben und einer breiten, meißelförmigen Spitze erhitzen:

Sobald das Lot schmilzt wird es von der Litze „aufgesaugt“. Das applizierte Flußmittel unterstützt diesen Effekt. Nun zieht man Entlötlitze und Lötkolben langsam und mit wenig Druck auf die andere Seite:

Am Ende sollte alles Lötzinn aufgenommen sein. Ggf. die Litze kürzen und nochmal drüber streichen bis die Pads vollständig vom Lot befreit sind:

Das gleiche auf der anderen Reihe durchführen und anschließend den gesamten Breich mit einem alkoholgetränkten Reinigungstuch säubern:

FERTIG! Nun das gleiche mit dem Chip auf der anderen Platinenseite wiederholen.

Nun geht es darum die neuen RAM-Chips aufzulöten. Dabei unbedingt die Ausrichtung beachten und das die Chips wirklich präzise platziert werden. Die kleinste Ungenauigkeit kann schon zu Lötbrücken oder Kurzschlüssen führen, was am Ende die Spannungsregler oder andere Bauteile auf dem Mainboard beschädigen könnte.

Den neuen RAM Chip mit dem Bauteilheber auf den Pads ablegen und unter der Lupenlampe die Beinchen exakt über den Lötpads ausrichten. Die Position mit einem Finger fixieren und auf einer Seite mit dem Lötkolben und ein wenig Lötzinn festlöten. Die Lötstelle muss nicht sauber sein und kann auch einen anderen Pin brücken, das löst sich später wieder auf.

Ist der Pin fest, das gleiche auf der diagonalen Seite durchführen:

Der Chip is nun fixiert.

Jetzt auf beiden Seiten einen dicken Strang aus Flußmittel auftragen:

Jetzt mit der dünnen Lötspitze immer eine winzige Menge von dem feinen Lot aufnehmen und nacheinander auf die Pins geben:

Diesen Vorgang auf allen Seiten der Chips wiederholen.

:i: Hinweise zum löten:

Zum löten gibt es verschiedene Techniken. Eine, das sog. „Drag-Soldering“ basiert darauf das man die Lötspitze nur an den Beinchen entlang zieht. Das klappt jedoch nur gut mit einer sog. „Hohlkehlen-Lötspitze“:

Diese ist abgeflacht, meißelförmig und hat eine Vertiefung an der Lötfläche in die das Lot wie in einem Reservoir aufgenommen und gleichmäßig abgegeben werden kann.

Eine ander Technik ist es die mit Lötzinn befüllte Spitze vor den Beinchen, auf den Lötpads aufzusetzen. Die Capillarwirkung zieht dann das Lot zwischen Pad und Beinchen und ergeben eine perfekte Lötstelle.

Sollte sich mal eine Lötbrücke bilden kann man diese meist einfach mit der Lötspitze „abziehen“, solange noch genügend Flußmittel um die Pins verläuft. Ggf. etwas „nachspritzen“.

Das ganze aufgebrachte Flußmittel muss nun wieder runter. Zwar ist es nicht leitend, jedoch kann es je nach Zusammensetzung die feinen Kupferbahnen angreifen und beschädigen (auch hier mein Hinweis, wer nicht versteht warum sollte erstmal löten lernen).

Hierzu einen abgeschittenen Borstenpinsel in Isopropanol-Alcohol tauchen und großzügig die Bereiche auf der Platine damit vom gröbsten befreien:

Anschließend wieder mit den IPA-Pads reinigen. Hierzu das Pad auflegen und mit dem Borstenpinsel verstreichen, das sich das Flußmittel löst und vom Pad aufgesaugt wird. Dabei das Pad immer wieder neu positionieren:

Am Ende sollte der Chip und der Bereich drumherum frei von Flußmittelresten sein.

Löten ist Übungssache! Saubere Lötstellen ein Muss für jeden Elektroniker und eine erfolgreiche Reparatur. Um sicher zu gehen sämtliche Pins mit dem Mikroskop kontrollieren.

FERTIG

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  • Zuletzt geändert: Sat. 28.03.2020 19:34
  • von go4it