Tipps für den Kauf eines gebrauchten MCA Navigationssystems

Weil ich das schon oft per Mail gefragt wurde, will ich hier einfachmal ein paar Hinweise geben worauf man bei der Suche und beim Kauf eines gebrauchten MCA achten sollte um hinterher keine Pleite zu erleben.

Ohne vernünftige Bilder, welche das Gerät von allen Seiten zeigen sollte man skeptisch sein. Denn so könnten schwerwiegende Mängel verborgen bleiben. Mechanische Beschädigungen, fehlende Teile, abgebrochene Buchsen, nur als Beispiel.

Gerade „Autoverwerter“ (ich nenne lieber „Schlachter“ denn so arbeiten sie in der Regel auch) behaupten meist pauschal das diese getestet wurden und funktionieren. Für qualifizierte Tests sind „Schlachter“ gar nicht ausgerüstet und kompetent genug, geschweige denn haben sie die Zeit dafür.

Man müsste es wenigstens mal an eine 12V Quelle hängen und auch im eingeschalteten Zustand abbilden, am besten noch den PIN-Code haben und zeigen das auch die Navigation funktioniert oder ggf. eine Rückfahrkamera. Zu letzterem benötigt man entweder ein entsprechend ausgestattetes Fahrzeug oder muss eine Kamera anschließen und die CAN-Kommunikation des Gerätes emulieren damit es auch ein Bild anzeigt.

Da sowas bei Verwertern nie der Fall ist rate ich, solche Angaben stehts kritisch zu hinterfragen und vor dem Kauf ein Umtauschrecht zu vereinbaren, wenn die zugesicherten Eigenschaften nicht zutreffen.

Lass Dir auf Bildern zeigen und zusichern das das Gerät funktioniert, sich also wenigstens einschalten lässt und ein ordentliches Bild anzeigt, ansonsten lieber: Finger Weg!

Ein vernünftiges MCA, also technisch voll funktionsfähig, mit aktuellem Kartenmaterial und ohne nennenswerte Gebrauchsspuren/Displaykratzer, kostet Stand 2022 so um die 400 bis 500 Euro. Alles darunter wäre ein echtes Schnäppchen und wie immer bei Schnäppchen sollte man sehr genau hinsehen, sonst kauft man zweimal. Hierzu später noch ein paar Tipps!

Wer billig kauft, kauft zweimal!

Solche entstehen einzig durch unsachgemäßem Ausbau. Mancher „Schlachter“ nutzt scheinbar lieber einen großen Schraubendreher anstatt Entriegelungsschlüssel und beschädigt dabei die Halteklammern oder sogar die hinter den Bleichteilen liegenden Platinen, wie an diesem Beispiel zu sehen:

So kann man das Gerät später evtl. nicht mehr ordentlich im Käfig fixieren oder bekommt es nie wieder raus.

Auch seitliche Aufstemmspuren deuten auf tiefere Probleme hin:

Das hatte im inneren die Grafikplatine beschädigt:

Bei Beschädigungen auf der Platine braucht ich wohl nicht ausführen was das für Folgen hat.

Von Geräten mit solchen Schäden sollte man die Finger lassen, die taugen maximal noch als Ersatzteillager!

Gern werden Geräte angebotenen bei denen das Klimamodul fehlt. Dieses gehört in jedem Fall zum Navi dazu und muss zum Fahrzeug passen. Das ist ein kleines schwarzes Kästchen mit schwarzer und weißer Buchse hinten dran und befindet sich unterhalb vom Gerät:

Das bekommt man zwar auch schonmal einzeln angeboten, kosten dann aber nochmal zwischen 120 und 160€ extra!

Die Knöpfe am Gerät sollten immer vollständig und intakt sein. Auf „Risse“ achten. Die entstehen nämlich nicht einfach so und zeugen von unsachgemäßer Handhabung mit möglichen Folgeschäden (nicht Bedienbarkeit, etc.).

Wichtig: Für fehlende Knöpfe oder Blindblenden bekommt man für ein MCA keinen Ersatz! Diese sind am Markt praktisch nicht zu finden und wenn doch mal, dann zu horrenden Preisen von bis zu 40,- € pro Knopf.

Was häufig fehlt sind die Abdeck-/Blindblenden unten links und rechts:

Diese müssen bei sachgemäßem Ausbau entfernt werden und gehen dabei gern verloren.

Auch der Lautstärkeregler, sowie die Abdeckungen der Drehknöpfe für die Klimasteuerung „AUTO“ und „A/C“ fehlen gern:

Ab und zu sieht man auch sowas, da fehlt die Chrom-Blende:

Also unbedingt auf Vollständigkeit der Knöpfe und Blenden achten!

Das Display sollte keine sichtbaren Beschädigungen oder Kratzer aufweisen.

Um den Zustand des Display-Glases beurteilen zu können sind Bilder im eingeschalteten Zustand unerlässlich. Innere Brüche erkennt man im ausgeschalteten Zustand nicht.

Die Touch-Funktion wird direkt durch den Zustand des Displays beeinflußt. Grobe Kratzer können hier ein Indikator für weitere Probleme damit sein. Das MCA hat ein „Resistives Touch-Panel“ welches auf Druck reagiert. Man muss sich das so vorstellen das zwei Folien mit einer hauchdünnen, leitenden Beschichtung aufeinander liegen. Wird diese Folie beschädigt kann sich dort Feuchtigkeit sammeln (Luftfeuchtigkeit genügt dabei) was die Funktion beeinträchtigt oder ganz ausfallen lässt.

Die LCD-Displays haben eine CCFL-Hintergrundbeleuchtung. Das ist quasi sowas wie eine Neonröhre. Diese ist einer gewissen Alterung unterlegen, d.h. sie wird mit zunehmender Betriebsdauer dunkler. Bei sehr alten Geräten kann das durchaus dazu führen das man Schattenbildung, Helligkeitsverläufe oder tagsüber nur noch schwer ablesbare Displayanzeigen hat. Das ist auf Fotos kaum zu erkennen.

Ein neues LCD-Display mit dem Touch-Panel gibt es nur zusammen und kostet so runde 180,- €.

Nichts ist ärgerlicher als wenn man das neu gekaufte Gerät einbaut und dann vor der PIN-Code Eingabe steht und einem bewusst wird das man diesen nicht hat…

Der PIN befindet sich ab Werk auf einer sog. Codekarte bzw. Code-Aufkleber von denen einer ggf. auf eine Karte geklebt ist:

Diese befindet sich in der Regel in der Bordmappe. Viele vergessen diese schlichtweg, oder sie ist nicht mehr vorhanden (Unfallfahrzeuge).

Wenn die PIN fehlt ist es kein Beinbruch, denn hier im Wiki findest Du einen PIN-Code Generator um aus der Seriennummer den Code berechnen zu lassen. Da man die Seriennummer im eingebauten Zustand aber nicht mehr ablesen kann, sollte man das einfach vorab prüfen.

Was nutzt einem ein Navi wenn die Karten von „Anno-Toback“ sind? Achte daher zumindest auf aktuelles Material. Bei „Schlachtern“ bekommst Du das praktisch nie, die wissen in der Regel garnicht wo die SD-Card sitzt, geschweige denn wie man sie sachgemäß herausnimmt um sie zu fotografieren oder den Stand wirklich zu ermitteln.

Frage nach, wenn es nicht angegeben ist. In der Regel kannst Du davon ausgehen das der Kartenstand dem Baudatum des Gerätes entspricht. Dieses ist auf dem oberen Typenschild erkennbar, (1) zeigt das Jahr:

Aktuelle SD-Maps kosten so bei Ford ca. 100,- € und China-Raubkopien (die nicht immer funktionieren, das Gerät auch gern abstürzen lassen und deren wirklicher Stand meist unklar ist) liegen bei 50,- €.

Bietet ein Verkäufer sein Gerät mit aktuellem Kartenstand an, ist das auf jeden Fall beim Preisvergleich zu berücksichtigen!

Ganz besonders darauf achten das die rückseitigen FAKRA-Buchsen (Blau, Weiß, Schwarz) intakt sind! Bei unsachgemäßem Ausbau brechen die Hülsen gern ab:

Man sie nicht ersetzen und auch nicht kleben, selbst wenn man die Bruchstücke noch hat. Ohne die Hülsen halten die Stecker nicht und so ist das Gerät quasi nutzlos.

Da ist sowas schon fast besser, wo die Schlachter einfach die Kabel abschneiden. Dann können sie wenigstens nichts abbrechen und man hat sogar noch einen funktionierenden Stecker wenn man mal einen braucht:

Auch der Hauptanschlußblock (Quadlock-Buchse) muss intakt sein, hier ein Bild eines intakten:

Unbedingt auf die kleinen, nach innen stehenden „Nasen“ (1) links und rechts achten. Sind diese an- oder ausgebrochen hält der Stecker nicht, also: Finger weg! Auch die Pins (2) und (3) sollten vorhanden und nicht verbogen sein.

Rost, egal in welcher Form, sollte am Gehäuse nicht zu sehen sein. Dieser entsteht nur wenn das Gerät falsch gelagert wurde, oder bei Unfallfahrzeugen die dann längere Zeit auf dem Schrottplatz im Regen standen.

Auch wenn äußerlicher Rost zunächst unbedenklich ist dürfte klar sein, das die Feuchtigkeit auch ungehindert ins Geräteinnere gedrungen ist und dort ähnliche, meist sogar noch schlimmere Schäden an der feinen und sensiblen Mechanik der Laufwerke bzw. Elektronik und Tasten angerichtet hat.

Hier mal ein, zugegebenermaßen extremes Beispiel. Auf den ersten Blick von vorn nichts auffälliges:

aber der Blick hinter die Kulissen offenbart schreckliches: